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Bühne & Schauspiel

Gemeinsam frei sein

House Dance auf der Bühne

Wer sich gern in Clubs rumtreibt, wird dieses Stück lieben: Tanzperformance zu exzellenter House Musik erwartet euch bei der Premiere von „On Confluence“ am 01. Dezember 2016 im Hebbel am Ufer, HAU3 in Berlin. Das Stück von Jasmin İhraç nimmt die Zuschauer mit in die Welt des House, kreiert dazu passende Tänze und wünscht sich einen regen Austausch mit dem Publikum. İhraç ist Soziologin, Tänzerin und Choreografin. Im Interview mit renk. sprach sie über die Idee von Gemeinschaft und die Logik des Tanzes. Tickets für die Premiere könnt ihr Ende November bei renk. gewinnen!

Viele Leute sagen: „Ich kann ja überhaupt nicht tanzen.“ Was bedeutet für dich tanzen können?
Tanz hat für mich mit einem inneren Gefühl zu tun, weniger mit Tanzschritten, die man lernt. Natürlich gibt es Menschen, die einen bestimmten Stil besser tanzen können als andere. Manche verstehen Tanz vielleicht auch als etwas, das nur zu Musik geschehen kann. Für mich zählt aber, das innere Gefühl durch Bewegungen mit dem Körper nach außen zu bringen. Da können Momente der Selbstvergessenheit entstehen. Wahrscheinlich kann jeder auf irgendeine Art frei tanzen, sei es im Club oder allein im Wohnzimmer. Aber es ist vielleicht nicht für jede Person das richtige Ausdrucksmittel.

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Jasmin İhraç, Foto: Dieter Hartwig

Was kann dieses innere Gefühl sein? Kannst du Wut mit Tanz ausdrücken oder auch Liebe tanzen?
Es ist immer unterschiedlich, von Idee zu Idee, von Projekt zu Projekt, und es muss nicht immer eine Emotion sein. Manchmal will man auch eine Haltung zu bestimmten Dingen zum Ausdruck bringen oder eine Geschichte erzählen. Dabei ist wichtig, dass man die eigene Logik des Tanzes beachtet. Man kann eine Geschichte nicht eins zu eins vertanzen. Damit nähme man dem Tanz seine Stärke, denn der Tanz ist ein eigenes Medium und braucht seine Freiheit in der Umsetzung, um zu funktionieren. Ich glaube man kann Fragmente oder Impulse einer geschriebenen Geschichte nehmen – aber nicht zu viel, sonst wird der Tanz verflacht und es geht viel verloren.

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Jasmin İhraç, Foto: Dieter Hartwig

Dein aktuelles Projekt heißt „On Confluence“. Welches Thema erwartet den Zuschauer?
Das Stück bezieht sich auf die House Dance Bewegung, die in den 80ern in New York und Chicago entstanden ist. Das Stück erzählt also keine konkrete Geschichte, sondern setzt sich mit dem Gefühl der Kollektivität auseinander. Die Grundutopie war, den Club als einen Raum der Freiheit anzusehen, als einen Raum, in dem alle gleichzeitig frei sind und von einer Gemeinschaft unterstützt werden. Ursprünglich kommt das aus der lateinamerikanischen, Schwarzen und queeren Gemeinschaft. In den Battles, die man aus dem Hip Hop kennt, war es anders. Da ging viel mehr darum sich als Einzelne/r zu beweisen und gegeneinander anzutreten. Im House sollte es eher ein Miteinander sein: Alle können frei tanzen und dabei ein Teil des Raumes sein.

Warum ist das eine Utopie?
Weil das Gemeinschaftliche oft auch etwas Gleichstellendes hat, wo sich die Einzelnen einer Sache unterordnen. Meine Frage ist, ob eine Gemeinschaft so sein kann, dass alle frei sind und trotzdem zusammenfinden, dass die Stärke des Kollektivs die Vielheit der Einzelnen ist und die Gemeinschaft nicht einengend wirkt. Ich glaube die Idee im House ist gerade, dass es die Gemeinschaft gibt, aber alle ganz unterschiedlich sein dürfen und in dieser Einzigartigkeit bestärkt werden.

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„On Confluence“, Fotos: Harald Hoffmann

„Confluence“ ist das Verschmelzen mehrerer Objekte zu einem Ganzen – was verschmilzt in deinem neuen Stück?
Das, was jede Person transportiert und mit in den Raum bringt, ihre Energie. Die Musik verschmilzt mit dem Tanz, die verschiedenen Charaktere und Medien miteinander, alle Faktoren im Raum fließen zusammen. Das heißt, es wird sich nicht auf etwas geeinigt, sondern es entsteht durch das Zusammenkommen etwas Neues.

Bei dem Projekt arbeiten die Dramaturgin Lidy Mouw und ich als Choreografin und Tänzerin mit Tänzern und Tänzerinnen aus House und zeitgenössischem Tanz: Andreas Merk, Lee Méir, Wilhelmina Stark, David Mendez. Es wirken außerdem eine Lichtdesignerin, Catalina Fernandéz, und zwei Musiker mit, Jan Brauer und Patrick Flynn. Es ist spannend zu sehen, was aus dieser Kombination entsteht, und wie wir die Idee des Stücks gemeinsam ausdrücken können. Im House gibt es Schritte, im zeitgenössischen Tanz sind es eher Prinzipien mit denen man arbeitet und auf Basis derer man den Tanz entwickelt. Die zentrale Herausforderung ist, eine gemeinsame Tanzsprache zu finden.

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Mitwirkende des Projekts „On Confluence“, Foto: Harald Hoffmann

Wie verstehen die Zuschauer/innen diese Sprache?
Das hat viel damit zu tun, wie sehr sich die Zuschauer/innen auf das Gezeigte einlassen können. Sie sollten offen sein, Dinge zu sehen, die nicht eindeutig sind. Eigene Gedanken, Fragen und Assoziationen werden ausgelöst. Das ist die Stärke des Tanzes als Medium. Deswegen finde ich auch interessant, wie die Zuschauer/innen körperlich angesprochen werden – nicht nur visuell. Wir haben uns damit beschäftigt, wie man im Raum Bedingungen dafür schafft, dass die Zuschauer unmittelbar angesprochen werden und so ein Austausch mit dem Publikum entstehen kann.

Du bist nicht nur Tänzerin, sondern auch Soziologin. Wie ist diese Verbindung entstanden?
Ich habe immer schon getanzt und mich bewegt, aber das Theoretische war mir genauso wichtig. Das Eine geht für mich nicht ohne das Andere. Beruflich ist der Tanz mittlerweile mehr im Fokus, aber meine Art zu denken geht auf die Soziologie zurück. In meinen Projekten beschäftige ich mich immer mit Themen, die einen soziologischen Aspekt haben. Ich nehme Impulse aus der Recherche und probiere dann aus, was im Tanz daraus entsteht. Das ist immer wieder von Neuem ein Experiment. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man am Anfang eines Projekts nicht zu viel nachdenken, planen und analysieren darf. Auch etwas perfekt Durchdachtes funktioniert auf der Bühne manchmal doch nicht mehr. Denn der Tanz hat nun mal seine eigene Logik.

„On Confluence“
Choreografie: Jasmin İhraç
Dramaturgie: Lidy Mouw
Produktionsleitung: Theresa Pommerenke | ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Lichtdesign: Catalina Fernandéz
Musik: Jan Brauer, Patrick Flynn
Tanz: Andreas Merk, Lee Méir, Wilhelmina Stark, David Mendez, Jasmin İhraç

Termine:
01. bis 04. Dezember 2016 HAU3, Hebbel am Ufer, Berlin
Tickets: www.hebbel-am-ufer.de

So könnt ihr Tickets für die Premiere am 1. Dezember bei renk. gewinnen!

27. und 28. Januar 2017, Ringlokschuppen, Mülheim an der Ruhr
Tickets: www.ringlokschuppen.de

Interview: Regina Wiebe
Titelfoto: Ute Langkafel

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