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Sprache & Literatur

Binooki und die jungen türkischen Autoren

Inci Bürhaniye und Selma Wels, Schwestern und Gründerinnen des Binooki Verlags, haben es sich zum Ziel gesetzt, junge türkische Autoren aus der Türkei in Deutschland bekannter zu machen. Bei uns im Team stand Binooki schon lange auf der Favoriten-Beitragsliste. Denn in Binooki steckt viel Leidenschaft und Engagement. An einem Freitagnachmittag war es soweit: Wir erhielten die Antworten auf unsere Fragen rund um den Verlag.

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Verlag zu gründen?

Inci: Ich habe mich schon immer für türkische Literatur interessiert. 2008 war die Türkei das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Ich habe mir alles genau angeschaut und freute mich, dass endlich etwas passiert. Orhan Pamuk erhielt sogar den Nobelpreis, aber leider ebbte das öffentliche Interesse schnell wieder ab. Ich dachte zunächst daran, einen Blog oder Rezensionen zu schreiben, aber das war mir dann doch zu wenig.

Selma: Wir waren 2010 in Istanbul und da passierte es: Ich war wegen eines Theaterprojekts dort und Inci wegen der Buchmesse. Da ich einen Tag frei hatte, bin ich einfach mitgegangen. Als wir dann über die Buchmesse schlenderten zeigte mir Inci etliche Bücher und Autoren, die ich kennen und lesen sollte. Ich antwortete wie zuvor auch immer: „Ich lese es, wenn es auf deutsch erscheint“. Als wir zusammen Köfte und Pilav zu Mittag aßen, fiel uns auf, dass ich diese Antwort schon mindestens 15 Jahre gegeben hatte. Seit ich denken kann, warte ich darauf, dass türkische Literatur auf deutsch erscheint. Also stellte sich die Frage: Was können wir tun, um türkische Literatur auf deutsch verfügbar zu machen? Nach unserem Gespräch waren wir uns sicher, dass es nicht so schwer sein könne, einen Verlag zu gründen. Das Gründen selbst war auch nicht schwer (lacht) und den Rest musste man halt dazu lernen.

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Welche Kompetenzen habt ihr denn schon mitgebracht für den späteren Verlag Binooki?

Inci: Die Kompetenz, ein Unternehmen zu gründen, hatten wir schon. Ich bin Fachanwältin für Steuer-, Handels- und Gesellschaftsrecht. Daher war es naheliegend, selber ein Unternehmen zu gründen. Das sind wichtige Grundsteine, die man nicht vergessen darf.

Was musstet ihr euch als frisch gebackene Verlegerinnen autodidaktisch beibringen?

Selma: Den Inhalt und das Verlagsprogramm zu entwickeln, ist die eine Sache, aber dann kommt es auf die ganzen Dinge an, die man beachten muss, bis so ein ganzes Buch auf die Welt kommt. „Warten auf die Angst“ von Oğuz Atay war unser erstes Buch und man kann es vielleicht mit schweren Wehen bei der Geburt vergleichen (lacht). Aber dieser Moment, als wir unser erstes Buch in den Händen hielten, war schon eine wunderschöne Erfahrung.

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Was bedeutet Binooki eigentlich?

Selma: Oh, es gibt eine Geschichte dazu: Schon als wir in der Türkei die Idee der Verlagsgründung hatten, haben unsere Köpfe gerattert und wir haben nach einem passenden Namen gesucht. … renk. ist uns leider nicht eingefallen, sonst hätten wir uns sicherlich so genannt (lacht).

Inci: Zurück in Deutschland saßen wir bei mir und hatten schon bestimmte Buchstaben im Sinn, die uns gefielen, wie das B oder auch das O. Ich nahm also das türkisch-deutsche Steuerwald-Wörterbuch zur Hand, ging die türkischen Wörter mit dem Anfangsbuchstaben B durch und blieb bei dem Wort „Binoki“ stehen. Selma fand, es würde gut klingen und fragte, was es bedeute, und ich erklärte ihr, es sei eine Zwickerbrille, ein Kneifer. Selmas Mann Kai hatte dann die Idee, das zweite O noch hinzuzufügen, als Ableitung für „Book“. Daraus wurde dann Binooki. Viel Später jedoch kam eine Übersetzerin zu uns und sagte: „Ihr erzählt das immer, aber das stimmt gar nicht.“ Ich widersprach ihr. Ich schaute sofort nach und tatsächlich: Sie hatte recht! Ich hatte an dem besagten Abend meine Brille nicht aufgehabt und jetzt las ich es: Es hieß Binokl und nicht Binoki. Schlussendlich war es aber gut, dass ich damals meine Brille nicht trug, denn Binokl wäre nicht in Frage gekommen. Somit besteht der Name zum Teil aus einem Phantasiewort. (lacht)

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Inci: Ich fange mehrere Bücher an, wenn ich aber schon schnell merke, dass es nicht zum Verlegen in Frage kommt, dann lege ich sie weg und nehme mir vor, sie zu lesen, wenn ich Zeit und Muße dafür habe. Außerdem bin ich noch in einer Lesegruppe.

Was gibt es für uns aktuell zu lesen aus dem Binooki Verlag?

Inci: Emrah Serbes’ Neuerscheinung „Junge Verlierer“  ist eine Sammlung von acht Erzählungen. In diesen acht Erzählungen sind die Protagonisten zwischen acht und siebzehn Jahren alt und gehören zu der Sorte Mensch, die es im Leben nicht immer leicht hatte.
Emrah Serbes, der selbst noch sehr jung ist, hat es geschafft die Emotionen so gut in dieses Buch zu packen, dass man wirklich gerührt ist. Es gibt aber neben der Trauer auch immer Momente, bei denen du sehr herzlich lachen musst.

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Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Bücher aus?
Selma: Sie müssen uns gefallen. Sonst steht man nicht dahinter.
Inci: Dadurch, dass wir eben nicht aus der Verlagswelt kommen, haben wir uns diesen Dingen eher aus der Perspektive des Lesers genähert.

Credits
Interview: Melisa Karakuş
Fotos: Alessandro Rovere

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